Neuerscheinung: Schönheit und Bestialität. Von Michael Taussig
6. Oktober 2014
Der menschliche Körper zwischen Verschönerung und Verstümmelung
Konstanz: Konstanz University Press 2014
Zitation
Michael Taussigs umfangreiche Feldforschungen in Kolumbien dokumentieren die waghalsigen und zerstörerischen Anstrengungen, die Menschen unternehmen, um ihre Körper mittels plastischer Chirurgie zu optimieren. Das betrifft den großen Bereich der Schönheitsoperationen, aber auch ihr häufig übersehenes Gegenstück: Chirurgische Eingriffe finden etwa im Drogenmilieu statt, um eine Identität so zu verändern oder zu verschleiern, dass sie nicht wiederzuerkennen ist.
Taussig verbindet die Geschichte des kolumbianischen Bürgerkrieges – mitsamt Folter und körperlicher Verstümmelung – mit den schönheitschirurgischen Praktiken eines Landes, dessen ästhetische Vorstellungen es zum Umschlagplatz von Körperbildern und -teilen machen. Die Bestialität erscheint so nicht als bloße Kehrseite der Schönheit, sondern als ihr integraler Bestandteil.
Schönheit und Bestialität bewegt sich zwischen Phantasmen und Praktiken, individuellem und sozialem Raum. Taussig vermittelt in einer dichten Erzählung ebenso ernüchternde wie eingängige Einsichten in die Mechanismen des Glücksversprechens ewiger Jugend und Schönheit. Sein Buch ist damit nicht zuletzt auch eine Reflexion auf den Gesellschaftskörper und seine Forderungen an den Einzelnen. (Verlag)
Michael Taussig lehrt kulturelle Anthropologie an der Columbia University in New York. „Michael Taussig is one of the most innovative, distinguished, and socially engaged voices in cultural anthropology.“ (American Academy Berlin)
Der Exzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen von Integration“ hat die Übersetzung des Buches ins Deutsche gefördert.